Hochwasser und Extremwetterereignisse – eine Expertenstimme von Bauingenieur Malte Nowak

Herr Malte Nowak ist Bauingenieur und beschäftigt sich schon seit seiner Studienzeit mit den Folgen von Hochwasser und Extremwetterereignissen. Durch seinen Studienschwerpunkt Siedlungswasserwirtschaft kam er schon früh in Kontakt mit den Auswirkungen von Überschwemmungen und entsprechenden Gegenmaßnahmen.

Neben seiner Arbeit konnte Herr Nowak auch ehrenamtliche  Erfahrungen unter anderem bei einem Auslandseinsatz in Polen sammeln. Dort wurde er mit den realen Folgen von Hochwasser konfrontiert und hat sich seitdem der Prävention von Überschwemmungsschäden verschrieben. Diese und ähnliche Erfahrungen waren ausschlaggebend für sein Engagement beim Technischen Hilfswerk.

Wie schnell und überraschend Extremwetter auftreten können, konnte er bei der Betreuung seiner Baustellen persönlich miterleben. Bei der Sanierung eines Kanalabschnitts beispielsweise brach über den Ort trotz gegenteiligem Wetterbericht ein Unwetter herein, das den Kanal zum Überlaufen brachte. In den umliegenden Gebäuden standen bald die Keller unter Wasser, persönliches Hab und Gut war unwiederbringlich zerstört. Die betroffenen Häuser hatten keine Rückstausicherung verbaut.


Beflügelt wurde Malte Nowak außerdem durch die Tatsache, dass sich die Welt im Wandel befindet. Heftige Regenfälle nehmen seit Jahren zu und setzen auch Regionen unter Wasser, die vorher nie von Überschwemmungen betroffen waren. Ein trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung war die Flut in Schwäbisch Gmünd im Jahr 2016, als zwei Menschen in den Wassermassen ums Leben kamen.

Im Rahmen seiner Aufklärungskampagne war Herr Nowak so freundlich, uns einen Beitrag über die Gefährlichkeit von Starkregen und richtige Schadensprävention zur Verfügung zu stellen. Als Experte auf dem Gebiet fasst er die Problematik exzellent zusammen und untermalt sie mit harten Fakten, die für uns in Zukunft immer wichtiger sein werden. Vorhang auf für Bauingenieur Malte Nowak und seinen Expertenbeitrag:

Jährlich grüßt das Murmeltier

Jedes Jahr können wir in den Nachrichten Zeuge werden, wie Menschen von Starkregen und Überflutungen getroffen werden. Die Bilder sind fast immer die gleichen. Die betroffenen Menschen stehen vor beschädigten Wohnhäusern oder kleinen Läden und berichten davon, dass sie so ein Ereignis vorher noch nie erlebt haben. Im Hintergrund stapelt sich zerstörter Hausrat, Helfer entfernen Schlamm und Restwasser aus den Gebäuden. Häufig wird berichtet, dass eine entsprechende Versicherung fehlt. In einem solchen Fall werden die Auswirkungen von Starkregen oder Überflutung existenzbedrohend.

Bei der Sturzflut infolge von tagelangem Dauerregen in Simbach im Jahr 2016 lag laut GDV der größte versicherte Einzelschaden bei 700.000 Euro. Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten aus eigener Tasche einen Schaden in Höhe von 700.000 Euro ersetzen, weil Sie nicht oder falsch versichert sind. Das ist für die meisten Menschen nicht existenzbedrohend, sondern existenzvernichtend.

Die Sommerunwetter im Mai und Juni 2016 haben deutschlandweit Schäden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro angerichtet. Nur rund die Hälfte der Kosten wurde durch Versicherungen übernommen.
Diese Zahlen spiegeln aber nur den monetären Teil einer solchen Katastrophe wieder. Natürlich haben solche Ereignisse auch psychosomatische Folgen und stellen generell eine Gefahr für Leib und Leben dar. 2016 starben zwei Menschen in Schwäbisch Gmünd in einer vollgelaufenen Unterführung. 2017 starb eine Frau in Wernigerode bei Hochwasser. 2018 starben bei einem Starkregen 13 Menschen auf Mallorca.

Warum sind Starkregenereignisse so gefährlich?

Starkregen haben keine bzw. sehr geringe Vorwarnzeiten, da sie innerhalb kurzer Zeit entstehen können und örtlich sehr begrenzt auftreten. Die Kanalisation ist für diese kurzen Niederschläge mit großen Niederschlagshöhen nicht ausgelegt. Abfließendes Wasser staut sich in den Kanälen zurück und tritt aus der Kanalisation wieder aus. Weiteres Niederschlagswasser kann dann nicht mehr eingeleitet werden und läuft oberflächig dem Geländegefälle folgend ab.

Die gute Nachricht ist: Es ist relativ einfach sich vor den Folgen eines Starkregens und einer Überflutung zu schützen.
Als erstes muss klar sein, dass quasi jeder betroffen sein kann, der nicht in einem Leuchtturm ohne Keller oder beim Gipfelkreuz der Zugspitze wohnt. Niederschlagshöhen von bis zu 400 mm in 24 Stunden sind im Flachland theoretisch möglich. Zum Vergleich: 2014 sind in Münster rund 300 mm in sieben Stunden gefallen. Bilanz: 86 Millionen Euro Schaden, 2 Tote.

Mit Informationen beginnt alles

Auf Grundlage dieser Erkenntnis sollten Sie anfangen sich zu informieren. Am einfachsten natürlich im Internet. Das Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz z.B. bietet sehr umfangreiches Material in Form von E-Books und Youtube-Videos an. Es gibt sehr gute Reportagen beim WDR von Quarks & Co. Die Recherche kostet nichts, außer etwas Zeit.

Mit offenen Augen die Immobilie besichtigen

Schauen Sie sich einmal die von Ihnen bewohnte Immobilie und die Außenbereiche an und stellen Sie sich vor, auf der Oberfläche würde viel Wasser ablaufen. Wohin ist das Gelände geneigt? Kann sich vielleicht ein Fließweg Richtung Gebäude ergeben? Gibt es Gewässer oder Gräben in der Umgebung? Wo läuft Wasser hin, wenn die Kanalisation überstaut? Was würde volllaufen? Was würde kaputt gehen? Gibt es eine Rückstausicherung? Wissen Sie wie Ihre Grundstücksentwässerungsanlage aussieht?

Rat einholen

Wenn Sie nicht mehr weiter wissen, holen Sie sich Unterstützung. Fragen Sie zunächst einmal den Kanalnetzbetreiber, ob es Beratungsangebote gibt. In einigen Kommunen gibt es spezielle Berater, fast alle Netzbetreiber aber haben sich schon mit Simulationen und hydraulischen Kanalnetzberechnungen auseinandergesetzt. Bei einigen liegen auch sogenannte Starkregengefahrenkarten vor. Ansprechen können Sie natürlich auch Architektur- und Ingenieurbüros die sich mit Grundstücksentwässerung und Siedlungswasserwirtschaft beschäftigen. Handwerksfirmen können ebenso wertvolle Tipps bei der Umsetzung von Maßnahmen geben, genauso wie Produkthersteller.

Versicherung checken

Prüfen Sie unbedingt Ihr Versicherungspaket. Eine Hausrat- und Gebäudeversicherung alleine reicht in der Regel nicht aus. Elementarschäden müssen häufig zusätzlich versichert werden. Die Elementarschadensversicherungsquote liegt in Deutschland derzeit bei unter 50 %.

Handeln

Sollten Sie irgendwo Defizite festgestellt haben, empfehle ich Ihnen entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Der nächste Starkregen kommt bestimmt.

Weitere Beiträge von Malte Nowak finden Sie auf seiner Webseite: Sturzflut.com ist ein Portal mit Informationen rund um Starkregen, Schutzmaßnahmen und allerlei Hintergrundwissen. Außerdem befasst er sich eingehend mit dem Thema in seinem E-Book Sturzfluten und Hochwasser – nasse Katastrophen: Wie Sie sich, Ihre Familie und Ihre Immobilie schützen können“.


Bei Rückfragen können Sie sich während unserer Bürozeiten (Mo.-Fr. zwischen 07:00-17:00 Uhr) jederzeit an uns wenden. Wählen Sie dafür einfach unsere kostenlose Hotline 08000-699007. Unser Not- und Störungsdienst steht Ihnen rund um die Uhr zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihren Anruf!

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